Funkamateur 04/84 |
Für den Fall, daß bei der Fehlersuche an einem Mikrorechner Zweifel an der richtigen Funktion des Prozessorschaltkreises aufkommen, ist es vorteilhaft, ein einfaches Prüfgerät zur Hand zu haben. Für den Schaltkreis U 880 D wird ein derartiges Gerät vorgestellt. Um den zusätzlichen Aufwand so gering wie möglich zu halten, erfolgen sowohl Dateneingabe als auch Datenausgabe im Maschinenkode, außerdem wurde auf den Anschluß eines Speichers verzichtet. Trotz dieser Einschränkungen kann man eine Vielzahl von Befehlen auf ihre richtige Ausführung hin kontrollieren. Es lassen sich einfache Programme, die mit den internen Speichern auskommen, ausführen. Somit eignet sich das U-880-Testgerät auch als Lehr- und Experimentiergerät für den Anfänger.
Die Dateneingabe erfolgt an acht Kippschaltern,
deren zwei Stellungen die Logik-Bedeutungen "1"
und "0" haben. Die Anzeige der ausgegebenen Daten und Adressen erfolgt
über Glühlämpchen
("1" = leuchtet, "0" = aus). Der Taktgenerator ist ein einfacher,
astabiler Multivibrator,
der mit einer Frequenz um etwa 2 MHz schwingt. Da kein Programmspeicher
vorhanden ist, kann
auch kein "Lauf" bei voller Taktfrequenz erfolgen, es wird mit einer
Taste im "Schritt"-Betrieb
gearbeitet. Alle Daten, die sonst vom Speicher oder über ein
Eingabetor an die ZVE gelangen,
stellt man an den Kippschaltern ein. Die Reaktion der ZVE ist an den
Lampen abzulesen: die
Ausgabedaten am "Datenbus" und die jeweils ausgegebene Adresse an den
16 "Adreßbus"-Lampen,
Bild 1.
Weiterhin macht die Anzeige erkennbar, ob die auf dem Datenbus
liegenden Daten als Ein- bzw. Ausgabe
zu werten sind (IORQ), ob mit dem (gedachten, da nicht vorhandenen)
Speicher gearbeitet wird (MREQ)
und ob es sich um einen Schreib- (WR) oder Lese- (RD) Zyklus handelt.
Zwei weitere Lampen zeigen an,
wenn sich die ZVE im "M1"-Zyklus oder im "HALT"-Zustand befindet. Zur
Bedienung sind die Tasten
"Schritt", "RESET" (Rückstellung) und zwei Tasten für die
Eingabe eines Interrupt (entweder INT oder
NMI) vorgesehen. Einschalten bewirkt automatisches Rückstellen
(50-µF-Elko am RESET-Eingang).
Für die Schrittschaltung wird ein D 174 D verwendet. Der erste
Trigger dient lediglich der
Tastenentprellung. Ein Tastendruck ergibt einen kurzen Impuls
(Differenzierglied 220 pF/1 kOhm/3 kOhm),
der den zweiten Trigger setzt und somit WAIT (Warten) aufhebt. Bei
Erscheinen von MREQ oder IORQ
wird dieser Trigger zurückgestellt und wieder WAIT der ZVE
gemeldet sowie dadurch gesichert, daß
die ZVE pro Tastendruck lediglich ein Maschinenzyklus durchläuft.
Sind die ZVE-Ausgänge IORQ bzw. MREQ, und gleichzeitig RD
aktiviert, erwartet die ZVE eine
Dateneingabe. In diesem Fall kann man an den acht Kippschaltern ein
Datenwort einstellen. Ist
RD nicht aktiviert, handelt es sich um eine Datenausgabe, und die
Kippschalter sind
hochohmig geschaltet.
Alle ZVE-Ausgänge dürfen gemäß Datenblatt nur mit
einer TTL-Last (1,6 mA Stromaufnahme im "Low"-Zustand)
belastet werden. Daher ist an jeden Ausgang ein Negator geschaltet
(außer bei RFSH und BUSAK, die
zusammen mit BUSRQ direkt an je eine Telefonbuchse geführt sind).
Diese Negatoren dienen gleichzeitig
als Lampentreiber für vorhandene Mikroglühlampen 3 V/25 mA.
Da die Steuersignale negiert ausgegeben
werden ("Low-aktiv"), benötigt man bei diesen zur
sinngemäß richtigen Anzeige einen zweiten Negator. Die
Ausgänge IORQ und MREQ werden in der vorliegenden Schaltung (Bild
2) mit zwei
TTL-Eingängen belastet. Messungen an verschiedenen ZVEs ergaben,
daß es dadurch nicht zu einer
unzulässigen Erhöhung des Low-Pegels (über 0,4 V) kommt.
Eine Gefährdung der ZVE durch diese
Maßnahme ist nicht zu befürchten.
Der mechanische Aufbau kann beliebig gestaltet werden. Bild 1 zeigt als Beispiel den Aufbau des
Mustergeräts. Für die Aufnahme der ZVE ist eine Fassung
vorgesehen, die sich aus zersägten Fassungen
für 14polige IS herstellen läßt. Die Stromaufnahme der
ZVE kann man nach Lösen einer Brücke in der
Stromversorgungsleitung messen. Das Mustergerät enthält
außer der ZVE noch neun Schaltkreise:
7 x D 204 D, 1 x D 100 D, 1 x D 174 D. Hiervon dienen sechs
Schaltkreise lediglich als Lampentreiber,
so daß ersichtlich wird, mit welch geringem Aufwand ein U 880 D
schon "zum Leben" zu erwecken ist.
Als Anzeigeelemente eignen sich anstelle der Mikroglühlampen am
besten Lumineszenzdioden.
Der Vorwiderstand 82 Ohm ist dann durchgängig auf 240 Ohm zu
erhöhen. Im Mustergerät kamen durchweg
Negatoren vom Typ D 204 D zur Verwendung. Für Anzeigeelemente mit
höherem Stromverbrauch (z.B.
Glühlampen mit 50 mA Stromaufnahme) können sie nicht mehr als
Lampentreiber verwendet werden.
Es empfiehlt sich, dann an deren Stelle Transistorstufen zu verwenden, Bild 2. Da man den
ZVE-Ausgängen nur geringe Ströme entnehmen darf (nicht
über 0,25 mA), müssen die Treibertransistoren
hohe Stromverstärkungsfaktoren besitzen (z.B. für Ic = 50 mA:
B = 200). Im übrigen ist der
Stromverbrauch der Anzeigeelemente so gering wie möglich zu
halten, denn 30 Lampen zu je 50 mA
verbrauchen im Extremfall z.B. 1,5 A! Es ist daher günstig, die
Lampen aus einer getrennten,
unstabilisierten Gleichspannung zu betreiben, Bild 3.
Diese Möglichkeit ist allerdings nur in
Verbindung mit diskreten Treibertransistoren anzuwenden.
Auch die Schrittschaltung kann variiert werden. Der erste Trigger
läßt sich als RS-Trigger durch
zwei kreuzgekoppelte D-100-NANDs ersetzen, der zweite durch einen als
D-Trigger geschalteten D 172 D.
Alle verwendeten Negatoren können natürlich auch vom Typ D
104 D oder D 100 D sein (bei D 100 D
jeweils beide Eingänge zusammenschalten). Auch die Mehrfachdioden
SAM 44 bzw. SAM 64 kann man durch
Einzeldioden (SAY 42) ersetzen. Weitere Variationen sind denkbar, so
daß das Testgerät dem gerade
in der Bastelkiste vorhandenen Bauelementevorrat weitgehend
angepaßt werden kann.
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Bild 1 | Bild 2 | Bild 3 |