Funkamateur 02/86 |
Außer dem Sprechfunk und der klassischen Telegrafie erfreut sich
auch unter unseren Funkamateuren in
zunehmendem Maße die Sendeart RTTY (radio teletype)
größeren Interesses. Durch die Nutzung eines
Mikrocomputers ist der zusätzliche Hardware-Aufwand bis auf ein
Minimum gesunken. Mit dem Amateurcomputer
"AC1" steht uns eine leistungsfähige Gerätetechnik zur
Verfügung, mit der im Gegensatz zum üblichen
mechanischen "Rattermonster" ein "leiser", und damit im Wohnbereich
möglicher Funkfernschreibbetrieb
durchführbar ist.
Für den Mikrocomputer benötigt man Schaltungszusätze zum
Hin- und Rückwandeln der NF-Töne in Digitalsignale.
Mit der im folgenden beschriebenen Schaltung
lassen sich erste RTTY-Betriebserfahrungen sammeln. In
Zusammenschaltung mit einem Transceiver ist ein sogenannter
"Space-Only-Betrieb" möglich.
Der RTTY-Koder/Dekoder enthält die
Funktionseinheiten PLL-Empfangsdekoder sowie AFSK-Generator. Die
Schaltung ist eine Weiterentwicklung des in [1] vorgestellten
Telegrafie-Filters mit PLL-Demodulator.
Das Herzstück bildet die IS A 290 D. Für unsere Zwecke wird
der aus der Heimelektronik bekannte
Stereodekoderschaltkreis beim Empfang als PLL-Tondekoder, beim Senden
in Verbindung mit dem
CMOS-Schaltkreis V 40098 D als AFSK-Generator genutzt. Eine
ausführliche Beschreibung der Schaltkreise
findet man in den angegebenen Literaturquellen.
Signalweg beim Empfang:
Das NF-Signal gelangt vom Empfängerausgang über P1 an den
Eingang der IS A 290 D (Pin 2). Vom Ausgang des
NF-Vorverstärkers (Pin 3) wird die NF über C6 und C5 auf den
Eingang der Phasenregelschleife (Pin 11) gelegt.
Mit der RC-Beschaltung R1/RP2/C2 an Pin 14 ist die Selektivfrequenz
einzustellen.
Ist die VCO-Frequenz auf die eingestellte Empfangsfrequenz
"eingerastet", schaltet Pin 6 auf L-Signal.
Das Schaltsignal wird von der LED VD1 angezeigt und gelangt
gleichzeitig über den PIO-Port PB1 zur
Auswertung in den "AC1".
Signalweg beim Senden:
Beim Senden wird zunächst zur IS A 290 D der zweite Schaltkreis V
40098 D aktiviert. Dieser Schaltkreis
enthält sechs invertierende Treiber mit Tristate-Ausgängen.
Die Tristate-Steuereingänge /CE2 und /CE4 dienen
zur Realisierung der Schaltfunktionen. Vom "AC1" wird beim Senden PB3
aktiv. Vier Treiberstufen werden
durchgesteuert. Die Ausgänge 3 und 5 schalten das Relais für
"Sender EIN". Beide Umschaltkontakte stehen
frei zur Verfügung. An Stelle des Relais kann auch ein
Schalttransistor eingesetzt werden.
Der Ausgang 7 schaltet ebenfalls auf L und sperrt damit den Eingang der
Phasenregelschleife der IS A 290 D
für das NF-Signal. Ein beim Sendebetrieb vorliegendes
NF-Frequenzspektrum würde sonst eine unsaubere
Tonfrequenz erzeugen. Am Meßpunkt Pin 10 der IS A 290 D wird die
eingestellte Selektivfrequenz ausgekoppelt.
Über den Ausgang 9 des Inverters erhält man die
verstärkte Tonfrequenz. Der anschließende Tiefpaß
"verschleift" die Kurvenform des Rechtecksignals. Der nachfolgende
Einstellregler P4 dient zur Anpassung
des NF-Signals, das dem Mikrofoneingang des Senders zugeführt
wird. Die Umtastung der Tonfrequenz von
"Mark" und "Space" erfolgt durch entsprechende Signale vom "AC1"
über PB2. Ein L-Signal an /CE2 schaltet
beide Inverter durch, so daß an Pin 11 der hochohmige
Tristate-Zustand aufgehoben und die RC-Kombination
P3/C3 zusätzlich an Pin 14 der IS A 290 D geschaltet wird.
Vom V 40098 D würde hier ein Inverter genügen, da der
Hersteller aber vorschreibt, daß alle unbenutzten Ein- und
Ausgänge mit UDD oder USS verbunden sein
müssen, werden zweckmäßig beide Inverter
in Reihe geschaltet.
Shift und Seitenbandlage:
Die Differenz zwischen "Mark" und "Space" bezeichnet man als "Shift".
Auf Kurzwelle wird meist eine Shift
von 170 Hz benutzt, auf UKW eine Shift von 850 Hz. Dabei spielt es
keine Rolle, welche Frequenzen gewählt
werden, nur die Shift ist maßgebend. Nach der IARU-Empfehlung
ergeben sich folgende Frequenzen:
170-Hz-Shift | 850-Hz-Shift | |
Mark | 1445 Hz | 2125 Hz |
Space | 1275 Hz | 1275 Hz |
Der höheren Frequenz ist immer "Mark" zugeordnet.
Wird mit dem Transceiver "Teltow" gearbeitet, sollte man niedrigere
Frequenzen für "Mark" und "Space" wählen,
um das eingebaute CW-Filter nutzen zu können. Die
NF-Durchlaßbreite des Filters liegt bei etwa 500 Hz bis
1100 Hz. Frequenzen von 750 Hz und 920 Hz sind für eine
170-Hz-Shift günstig. In der Sendeart SSB ist die
Seitenbandlage zu beachten. Grundsätzlich wird für "Mark"
immer die höhere Frequenz ausgesendet. Beim
Betrieb im oberen Seitenband stimmen damit die Verhältnisse.
Arbeitet der SSB-Sender im unteren Seitenband,
müssen die Frequenzen für "Mark" und "Space" vertauscht
werden (sogenannter Reversbetrieb). Das ist bei
der Einstellung der Regler RP2 und RP3 zu beachten.
Beide Versorgungsspannungen sind
anzuschließen. Der Eingang PB3 ist auf L zu legen. Am NF-Ausgang
liegt ein
Tonsignal. Frequenzmesser am NF-Ausgang oder am Pin 9 der IS V 40098 D
anschließen. Mit P2 "Mark"-Frequenz
einstellen. Danach PB2 zusätzlich auf L legen und mit P3 die
"Space"-Frequenz entsprechend der Shift
einstellen. Damit ist der Frequenzabgleich bereits abgeschlossen.
Der Schaltungszusatz ist nun mit dem Mikrocomputer zu verbinden. Auf
der "Transceiver"-Seite schaltet man
einen Kassettenrekorder an. Nach dem Programmstart wird die Betriebsart
"Senden" gefahren. Der Rekorder
zeichnet die ausgegebene Zeichenfolge auf. Zu Beginn ist für
Abstimmzwecke lediglich ein längerer
"Mark"-Ton zu senden. Danach gibt man einen Text aus. Dabei sollten
alle Zeichenkombinationen einmal
ausprobiert werden. Anschließend geht man auf "Empfang". Vom
Rekorder wird jetzt die vorher aufgezeichnete
Sendung über den NF-Eingang wieder eingespielt. Mit P1 stellt man
die Schaltschwelle so ein, daß bei
"Mark"-Empfang die LED aufleuchtet. Nun muß auf dem Bildschirm
die vorher ausgegebene Zeichenfolge wieder
erscheinen. Damit funktioniert die Schaltung!
Jetzt wird der Empfänger angeschaltet. Bei RTTY-Empfang stimmt man
so auf die Empfangsfrequenz ab, daß wie
vorher beim "Mark"-Ton die LED leuchtet. Empfangene "Space"-Signale
schalten den Computereingang auf H. Die
einlaufende serielle Bitfolge wird nun vom Programm dekodiert.
Für den Schaltungsaufbau genügt eine
Universalleiterplatte. Sinnvoll ist es, für die beiden
Schaltkreise
Fassungen vorzusehen. Somit ist es möglich, auch verschiedenes IS
(besonders vom Typ A 290 D) testen zu
können. Exemplarabhängig sind mit der IS A 290 D Bandbreiten
von 130 bis 80 Hz erreichbar. Sieht man
mehrere umschaltbare Einstellregler für die "Space"-Frequenz vor,
läßt sich durch Umschalten leicht eine
andere Shift einstellen.
In einer späteren Variante wird eine erweiterte Schaltung in einer
zweikanaligen Ausführung vorgestellt.
Die Brücke zwischen B3 (CLK1) und B4 (ZC/T0) ist programmtechnisch
erforderlich.
Speziell für den "AC1" wurde eine komfortable Programmversion für 2-kByte-SRAM geschrieben, die im nachfolgenden Beitrag von Y21SO und Y27XO vorgestellt wird.
[1] | Henschel, S.: Telegrafiefilter mit PLL-Demodulator, FUNKAMATEUR 34 (1985), H.12, S.601 |
[2] | Information/Applikation Mikroelektronik, Heft 3. A 290 D (Stereo-Dekoder-IS), KdT Frankfurt (Oder) |
[3] | Leidholdt, W.: Selektivrufeinrichtung mit der IS A 290 D, FUNKAMATEUR 33 (1984), H.6, S.289 |
[4] | Henning, K.: Amateurschaltkreise, FUNKAMATEUR 33 (1984), H.6, S. 287 |
[5] | Information/Applikation Mikroelektronik, Heft 12, CMOS-Logik-IS, KdT Frankfurt (Oder) |
95 KByte |
Schaltung |