Detlef Reinholz: "Auf Bitten von Johann Spannenkrebs stelle ich die Bilder und diesen Text zur Verfügung. Ich hätte es ansonsten nicht gemacht, da vor ca. 4 Jahren unser Keller für etwa eine Woche knöcheltief überflutet war. Und wenn man dann gerade aus dem Urlaub kommt, die Bescherung sieht, hat man natürlich erst andere Dinge zu tun als die Überreste des AC1 zu retten. Der Rechner ist somit leider total Schrott - auch Isopropanol würde da nicht mehr helfen. Nun zum AC1: Angefangen 1986. Die Hauptplatine besorgt, gebohrt und angefangen, sie zu bestücken. Und schon gab es die ersten Probleme. Es war bei uns einfach kein Zeichengenerator zu bekommen. Also habe ich beschlossen, den Generator selbst als EPROM zu programmieren. Prompt gab es das nächste Problem: Zum programmieren eines EPROMs braucht man einen Computer ( und etwas zusätzliche Hardware ). Um aber den Computer zum laufen zu bekommen, brauchte ich den EPROM - Oder auch "Henne-Ei-Problem". Ich baute mir auf einer Universal-LP eine Schaltung auf, wo man sämtliche Adressen und Daten Bitweise (!) per DIL-Schalter ( Mäuseklavier ) einstellen konnte. Dazu ein Monoflop. Dazu hatte ich ausführlich die Parameter zum Programmieren studiert. Normal werden ja auf jeder Adresse die Daten im zyklischen Durchlauf mit jeweils einem kurzen Prog-Impuls beschrieben. Das Ganze dann laut Datenblatt 100 - 1000 Mal. Den Durchlauf konnte ich natürlich mit Hand so nicht realisieren. Also statisch mit den DIL-Schaltern die Bits für Adresse und Daten eingestellt. Das Monoflop lieferte ca. jede Sekunde einen Impuls. Dann etwa 2 Minuten gewartet, nächste Adresse usw. Das trotzdem ein paar Fehler drin waren, war nicht so schlimm wenn der Rechner erst mal lief, konnte ich es ja dann "richtig" machen. Jetzt kamen die beiden EPROMs für den Monitor an die Reihe, auch auf diese Art - Oh Mann, was habe ich damals geflucht... Das Minibasic habe ich erst mal weggelassen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich immer wieder von vorn angefangen habe. Beim Zeichengenerator sieht ein Bitfehler halt nur etwas "komisch" aus, aber bei Programmcode funktioniert das dann nicht. Ich habe dafür über 3 Monate gebraucht, bis ich in den beiden EPROMs für den Monitor nur noch 3 Fehler hatte, und die zum Glück alle in irgendwelchen Textbereichen ( wie z.B. "Momitor" statt "Monitor" ). Gelöscht habe ich die mit einer normalen HQL-Lampe, von der ich den äußeren Glaskolben abgeschlagen hatte. Da ich aber auch keine Vorschaltdrossel dafür hatte, habe ich eine simple 100 Watt Glühlampe als "Drossel" zur Strombegrenzung genommen. Jetzt nur noch die Tastatur. Auch da habe ich einen EPROM verwendet, der gleich den fertigen ASCII-Code liefert - ebenfalls auf diese Art programmiert. Irgendwer schien was gegen meinen AC1 zu haben. Nachdem ich soweit fertig war und ich ihn nicht zum laufen bekam ( Bildschirmausgabe mit Zufallsmuster, aber keine Reaktion vom Prozessor ), war ich kurz vorm Aufgeben. Irgendwann - 2 Monate später - kam ich auf die Idee, den Rechner mal statisch laufen zu lassen. Also kein Takt vom Oszillator für den U880, sondern per Taste als Einzelimpuls. Ich konnte somit die Signale mit einem simplen Vielfachmesser III überprüfen. Und siehe da: Immer beim Befehlsholezyklus war auf einer der Steuerleitungen ein Signal falsch. Ich weiß leider nicht mehr, welches. Ich hatte aus Kostengründen sehr viele "Bastelausführungen" gekauft - so auch den Prozessor. Also nicht lange gefackelt, alle Beinchen mit einen Seitenschneider abgeknipst, die Beinchen vorsichtig einzeln wieder ausgelötet. Und was soll ich sagen: Markenprozessor rein und der Rechner lief sofort! Oh Mann, war ich happy! Nun also schleunigst den fliegenden Drahtverhau von Programmiergerät umgebaut, so das es vom Rechner gesteuert werden könnte. Noch beim Umbau fiel mir dann ein: "Du hast 1 KB Arbeitsspeicher, wo zum Geier soll dann das kleine Programm zum steuern hin?" - Also mußte ich auf dem noch unfertigen Rechner gleich noch die Erweiterung auf 2 KB einbauen - 16 Chips "Huckepack" löten. Aber es funktionierte auf Anhieb. Das nächste Problem: Das Steuerprogramm für das Programmiergerät. Irgendwo habe ich mir mühselig die Tabellen für den Befehlssatz des U880 besorgt. Dann auf Papier ein kleines Assemblerprogramm geschrieben, ebenfalls mit Hand in Maschinensprache übersetzt und auch selbst die Sprungaddis ausgerechnet und eingetippt. Dann den Inhalt des ersten EPROM vom Monitor in den Arbeitsspeicher kopieren lassen, 2 von den 3 Fehlern korrigiert und los ging es. Ich hab bald einen Herzinfarkt bekommen - so schnell ging es! Da das Kassetteninterface noch nicht aufgebaut war, konnte ich natürlich noch nichts abspeichern. Das war aber keine Hürde: Gleich den 2. EPROM für den Monitor hinterher. Es funktionierte so gut, das ich auch den Zeichengenerator und den Tastatur-EPROM gleich noch mit "durchgeschoben" habe. Allerdings mußte ich hier die Daten noch mal komplett neu eintippen. Jedenfalls lief der Rechner dann und die Nacht war vorbei. Frauchen stocksauer und ich mußte zur Arbeit. Am nächsten Abend dann gleich noch das Minibasic und einen großen Strauß Blumen für mein Frauchen. Das Kassetteninterface war dann auch kein Problem mehr. In Verbindung mit einem Geracord lief es unglaublich zuverlässig. 1988 begann ich dann, eine 64KB-Erweiterung aufzubauen auf einer Universalplatine. Und weil das ebenfalls sofort auf Anhieb lief und ich gerade so schön "drin" war, habe ich bei der Gelegenheit auch gleich noch die Erweiterung für CP/M eingebaut. Ebenfalls um diese Zeit herum ersetzte ich die 4 Einzel-EPROMs des Monitors und des Minibasics durch einen einzigen 4KB-EPROM, ebenso die zwei vom Zeichengenerator. Nach der Wende kaufte ich mir dann einen Drucker "Star LC 10" und beschloß, den am AC1 zum laufen zu bringen. Da dort nur noch 4 PIO-Ports frei waren, kam ich auf die Idee, mittels Schieberegister einen Serial-Parallel-Wandler zu bauen. 1 Port vom PIO liefert die Datenbits ( seriell ). Der 2. Port gibt dann das Signal zur Übernahme ( Durchschieben ), der 3. Port gibt das Signal, daß der Drucker das Byte übernimmt und der 4. Port empfängt die Bestätigung. Im Grunde ganz simpel. Der komplette Drucktreiber inklusive der Wandlung war ganze 870 Bytes groß. Die Kassetten mit den Programmen sind durch das Wasser leider komplett hinüber. Ich hatte sie aufgeschraubt, um zu sehen, ob man da noch was retten kann. Aber wenn sich die Schicht ablöst - keine Chance mehr. Die Wende selbst brachte es aber auch mit sich, daß ich mir neue Arbeit suchen mußte, so daß ich im Prinzip keine Zeit mehr dafür hatte. Und irgendwann landete der Rechner ( ich glaube 1996 ) dann im Keller... " | |
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Hauptplatine | 64KByte Erweiterung |
Netzteil | Kassetten-Interface |
Seriell-Parallel-Wandler | Peripherie-Anschlüsse |
Tastatur | Tastatur-Leiterplatte |
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