AC1 von Harry Venzke, Borgsdorf

Harry Venzke:
" Vom AC1 zum picoAC1

Mein_AC1

Etwa 1985 begann ich, meinen AC1 zu bauen. Was der konkrete Anlass dafür war, kann ich heute gar nicht genau sagen. Ein Bekannter von mir hatte damals schon einen ZX81, was mich beeindruckte. In der Sendung Computer-Treff des NDR-Schulfernsehens, welche ich im dritten Programm des SFB sehen konnte, erkannte ich dass es durchaus möglich war, einen Computer selbst zu bauen.

Die Bauanleitung im Funkamateur überzeugte mich, vor allen Dingen dadurch, dass die Leiterplatte dafür bestellt werden konnte. Diese Platine selbst zu zeichnen und zu ätzen, hielt ich für nicht machbar. Also bestellte ich die Platine und begann, mir die Bauelemente nach und nach zu besorgen. Was in Berlin durchaus einfacher war als in anderen Bezirken der DDR.
Hierzu eine Anekdote: Im RFE Fachgeschäft in Berlin fragte ich nach EPROM U 555 Die Verkäuferin antwortete, die habe ich leider nicht da, aber B 555 die können Sie bekommen.
Eprom Rückwand
U555 1K EPROM B 555 Timer IC entspricht NE 555
" ... Seitdem weiß ich, dass Fachverkäufer, Fachverkäufer heißen, weil sie aus Fächern verkaufen.

  Als erstes baute ich den HF Modulator auf, um ein Bild auf dem Fernseher zu sehen. Zur Bildausgabe verwendete ich zuerst der Familienfernseher und später dann einen Junost 402B.  Erst danach baute ich den Bildschirmteil auf.

Als Messwerkzeuge standen mir ein Vielfachmesser UNI 3 und ein selbst gebauter TTL Prüfstift zur Verfügung. Es gelang mir, mit diesen geringen Messmitteln den AC1 funktionsfähig aufzubauen. 
UNI 3 TTL Prüfstift
UNI 3 TTL Prüfstift
Meine erste betriebsfähige Ausbaustufe war vermutlich, 2K Bildwiederholspeicher, 2K Arbeitsspeicher "beides im huckepack Verfahren" und 2K Zeichengenerator mit U 2716. Als Programmspeicher hatte ich ein Kassettengerät "SONETT 77"
AC1 Programmkassette Sonett 77
AC1 Programmkassette Sonett 77
Folientastatur
Folientastatur
Als Tastatur hatte ich zuerst eine Folientastatur, die ich von einen Bekannten als Bausatz bekam.
Die U 555 für das Betriebssystem erhielt ich von jemand anderen programmiert ebenso den Zeichengenerator.
Hier halfen die Computertreffs in der Lichtenberger Passage, wo man sich mit Gleichgesinnten austauschen konnte, zu Software und Hardwarefragen Hilfe bekam und sich gegenseitig unterstützte.
Mein erstes Maschinenprogramm war ein ZG-Testprogramm, welches im FA 12/88 veröffentlicht wurde.
ZG-Testprogramm
Mit der 16 K RAM Erweiterung erfolgte die nächste Ausbaustufe als es möglich war die Bauteile dafür zu bekommen. 
16_K_Speichererweiterung EPROM_Floppy
16 K Speichererweiterung EPROM Floppy
Die nächste Ausbaustufe war der Einsatz einer EPROM Floppy, welche es ermöglichte, auf das Laden von Standardprogrammen per Kassette zu verzichten. Siehe FA 2/90

Davor baute ich noch ein EPROM-Programmiergerät, welches am AC1 Systembus über eine Busverlängerungsplatine betrieben wurde. Damit war ich in der Lage Änderungen an den EPROMS selbst zu programmieren. Zum Löschen der EPROMS verwendete ich den Brenner eines HQL Leuchtmittels.
EPROMER Busadapter
EPROM Programmiergerät Busadapter auf K1520-Stecker
Durch die vielen Erweiterung kam der Bus an der CPU langsam an seine Belastungsgrenze. Deswegen entwickelte ich einen kompakten Bustreiber, welcher auch in anderen Z80 Systemen Verwendung finden konnte. 

Eine Veröffentlichung dazu gab es im Funkamateur 04/90.
Bustreiber1 Bustreiber2
Prototyp des Bustreibers der auch so verwendet wurde
Die 16 K Speichererweiterung wurde später gegen eine 64 K Speichererweiterung getauscht und die EPROM Floppy gegen eine Floppy Steuerung für Diskettenlaufwerke.
64_K_DRAM FDC
64 K DRAM Erweiterung Ansteuerung für Floppylaufwerke

Floppy Laufwerke
Als Drucker wurde eine S 3004 benutzt. In der letzten Ausbaustufe war der AC1 CPM fähig, hatte 64K Arbeitsspeicher zur Verfügung und konnte mit Diskettenlaufwerken betrieben werden.
S3004_Interface Netzteil_AC1
S 3004 Interface Netzteil AC1
Da auch das Netzteil hiermit an seine Belastungsgrenze kam, erfolgte wo es möglich war, noch einmal ein Umbau auf stromsparende Bauelemente.
Beim Bildwiederholspeicher wurden die 16 Stück U 202 durch 4 Stück U 214 ersetzt. Damit konnte dann auch auf die Bustreiberschaltung verzichtet werden.

Insgesamt habe ich jetzt einen stark "verbastelten" AC1, der heute leider nicht mehr betriebsfähig ist.

AC1 Gesamt Innenansicht
Die meisten Erweiterungen habe ich auf Universalleiterplatten oder im Fräsverfahren aufgebaut.
Hier noch einige Bilder von anderen Baugruppen


Tonausgabe Schaltung


Bildsteuerung und HF-Modulator


Frontansicht


Rückansicht


Seitenansicht


meine zweite Tastatur
Bis etwa Ende 1992 hat der AC1 mir gute Dienste geleistet.

Dann habe ich mir meinen ersten PC zugelegt, die S 3004 wurde an dem PC noch einige Zeit als Drucker genutzt.
Wie viele andere in ihren Rezensionen geschrieben haben, so sind auch mir die Erfahrungen, welche ich mir beim Aufbau des AC1 angeeignet habe, in meinem weiteren Berufsleben zu gute gekommen. 

Als ich auf das picoAC1 Projekt aufmerksam gemacht wurde, habe ich mich entschieden den picoAC1 aufzubauen.



picoAC1 mit Kassetteninterface
Da ich der Meinung bin das zu einem echten Retrocomputer ein Kassetteninterface gehört, habe ich dieses auf Universalplatine aufgebaut.

Die Idee dazu kam aus dem Robotron-Forum von Gerd S.

Hiermit gelang es mir einige Programme von meinen Original AC1 Kassetten einzulesen.

Durch den erfolgreichen Aufbau des picoAC1 habe ich begonnen, mich noch einmal mit dem AC1 intensiver zu beschäftigen.

Das ist auch der Anlass dafür, auf dieser Seite meine Erfahrung mit dem AC1 anderen zur Verfügung zu stellen. 

H.Venzke Mai 2024
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