AC1 von Joerg Wunsch, Dresden

Joerg Wunsch:
" Hallo Johann,
habe mit Interesse ein wenig auf ac1-info.de "quer gelesen".

Ich habe noch einen Computer hier, den ich damals "AC80" getauft habe. Er ist inspiriert vom AC1, absichtlich zu diesem softwarekompatibel (das half vor allem bei der Erstinbetriebnahme), wurde aber dann im Wesentlichen als CP/M-Computer genutzt.
Ansicht
Leider ist er mittlerweile in einem desolaten Zustand. Ich wollte ihn schon immer mal wieder zum Laufen bringen ... fürchte aber, es wird erst werden, wenn ich in Rente bin (noch 9 Jahre bis dahin).

Die Idee, einen eigenen Computer bauen zu wollen, kam mir zu Ende meiner NVA-Zeit 1983. Die AC1-Beitragsserie hat dem natürlich dann weiteren Vortrieb gegeben. Andererseits wurde mir schnell die Starrheit des Konzepts klar, alles auf einer großen Platine zu realisieren.
Da zufällig noch irgendwoher ein Gestell-Gehäuse auftauchte, in das man Platinen auf eine Art Backplane stecken konnte, entschied ich mich für ein modulares Design. Allerdings war das Budget begrenzt, also wurden diverse verschiedene Steckverbinder dafür benutzt, alle möglichen indirekten Verbinder bis hin zu direkt gesteckten Platinen für die Speicher- und IO-Karten.
Bus
Um AC1-kompatibel zu sein, hatte die Bildschirmsteuerung noch extra die Option der negierten Adressen, wenngleich ich dieses Konzept ansonsten nicht gerade glücklich fand. Die DS82xx-Bustreiber waren ja inzwischen ausreichend verfügbar.
BWS
Größer werdende Speicher gerieten während der Konzeption schnell ins Blickfeld, daher entschied ich mich, eine MMU vorzusehen.
Diese interpretierte die oberen 4 Bit des Adressbusses über schnelle TTL-SRAMs (MH7489) so um, dass daraus 8 Adressbits auf dem physischen Speicherbus erzeugt wurden. Damit war insgesamt 1 MiB adressierbar, was zuerst einmal reichlich erschien. ;-)

Es ließen sich auf diese Weise 16 je 4 KiB große logische Speicherbereiche auf 256 physische zuweisen. Auch die Lage des Bildwiederholspeichers war damit frei wählbar, und in der späteren Nutzung als RAM-Disk konnte jeder "Sektor" mit einem einzigen DMA-Zugriff direkt in den Anwenderbereich gelesen werden. Schneller ging's nicht. :)
MMU
Beim Kaltstart wurden die ersten 64 KiB direkt abgebildet, und ab Adresse 0 lag ein Urlader. Der konnte dann entweder den AC1-Monitor starten, oder aber einen Bootloader für ein CP/M (anfangs von Kassette, später Floppy). Es gab noch Platz für weitere EPROMs, die nie bestückt worden sind.

Außerdem befanden sich auf dieser Karte 2 KiB SRAM (dann schon als 4 x U214), die insbesondere bei der Inbetriebnahme der dRAMs sehr hilfreich waren (Speichertestprogramm laufen lassen).
Sysmen
Für dRAMs wurden es am Ende zwei Platinen mit je 3 64-KiB-Bänken, also insgesamt 384 KiB, die auch kreuz und quer mit allem Möglichen bestückt worden sind (von "U264"-Prototypen aus dem ZMD über U2164 im Keramikgehäuse bis zu den preiswerten S2164, die es dann später gab).
DRAM_001

DRAM_002
Am Ende meines Studiums war ich zusammen mit meinem betreuenden Hochschullehrer (selbst Funkamateur) dann kurz davor, SIMMs zu erfinden. Der Grund: das ZMD konnte zwar inzwischen genügend Chips für 1-Mbit-Speicher produzieren, aber sie hatten zu wenig (Keramik-)Gehäuse.
Alle Chips, die verkappt worden sind, waren der Industrie zugesagt - aber "nackte" Chips hätten wir für die Uni bekommen können. Drahtbonder gab es an der Uni ... Das Projekt wurde dann von der Wende überrollt.

Meine erste Tastatur bestand aus B461G-Hallsensoren und Tasten in einer Schaumgummimatte, die mit Magneten die Sensoren auslösten. Die Betätigungskraft war recht hoch, aber man konnte sich dran gewöhnen.
Für die Tastenköpfe hatte ich im "Erika"-Schreibmaschinenwerk während eines Praktikums einen kompletten Tastensatz aus der Schrottkiste zusammenstellen können. Das waren Tasten, die irgendwelche Gussfehler hatten und daher nicht in den Schreibmaschinen eingesetzt worden sind.

Diese Tastatur wich später einer Grau-Import-Tastatur aus einem alten westlichen PC, für die ich eine UB8820-Platine gebaut habe - in drei Exemplaren, für drei verschiedenen Tastenmatrizen, die wir auf diese Weise in Betrieb genommen haben an der Uni. Die originale Tastatur habe ich irgendwann mal jemandem abgegeben, leider. Wäre heute ein interessantes Museumsstück.
Tastatur

Tastatur mit EMR
1989/90 "flog" mir ein Diskettenlaufwerk zu, so ein Teac-Laufwerk, wie es auch ansonsten häufig bei robotron zu finden war.
Laufwerk
Da das Ende der DDR schon deutlich wurde, war der Enthusiasmus, noch ordentliche Platinen für den FDC zu bauen, gering. Es wurde ein minimalistischer FDC gebaut, alles weggelassen, was man für ein zweites Laufwerk benötigt hätte, eine reine Basisplatine geätzt, der Rest dann mit Drähten gelötet. Hat funktioniert. :)
FDC
Einen EPROMmer habe ich schon lange davor gebaut, programmiert in Turbo-Pascal, was eine einigermaßen komfortable Textoberfläche erlaubte. Er konnte alles ab 2708 aufwärts programmieren, was insbesondere bedeutete, dass er eine Endstufe für einen Programmierimpuls mit voller Spannung (25 ... 27 V) besaß.
Epromer
Die ursprünglichen EPROMs wurden mit einem extra angefertigten Hand-Programmer angefertigt. Zwar nicht bitweise wie bei einem anderen Exemplar deiner Sammlung, sondern es gab schon eine hexadezimale Tastatur und 8stellige 7-Segment-Anzeige (VQD30), aber auch hier wurde jede Zelle einzeln programmiert. Hatte man sich vertan, war die bis dahin erledigte Arbeit für die Katz, und der EPROM musste wieder gelöscht werden.

Als Sichtgerät diente ein Elektronika WL-100, dem ich einen separaten Videoeingang verpasst habe. Leider zuckt er mittlerweile gar nicht mehr, sind vermutlich Elkos ausgetrocknet."
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