Der Amateurcomputer 1 ( AC1 ) war kein Industrieprodukt,
sondern eher eine Privatinitiative.
Eine kleine Gruppe Funkamateure um Frank Heyder entwarfen diesen Rechner als
"Standardhardware" für den Amateurfunk.
Anwendung finden sollte er als
- RTTY-Display, Ersatz von den lauten mechanischen Fernschreibmaschinen,
- als Morsegeber,
- bei entsprechendem Ausbau für SSTV,
- und später sogar als Packet-Terminal.
Auch an Amateurfunk"Büroanwendungen" wurde gedacht: Contesthilfen, Entfernungsberechnungen
nach QTH-Kennern, Antennen- und Satellitenbahnberechnungen, Datenbanken, Textverarbeitung usw.
Eigene Lösungen konnte man mit verschiedenen Programmiersprachen realisieren.
Um den Austausch von Programmen zu vereinfachen war ein einheitlicher Aufbau der
Hardware Voraussetzung. Bei der Entwicklung des AC1 sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
- erweiterungsfähiges Grundgerät,
- Verwendung nur "handelsüblicher" Bauelemente,
- unkomplizierter Aufbau ( Nachbausicherheit ),
- Grundgerät auf nur einer ( relativ großen ) Leiterplatte,
- Kassettentonbandgerät als Massenspeicher,
- normales Fernsehgerät als Display,
- minimaler Messgeräteaufwand zur Inbetriebnahme.
Durch die sehr gut verständliche Bauanleitung konnte jeder Interessierte sich (s)einen
eigenen Computer aufbauen. Das war ein Riesenfortschritt. Handwerkliches Geschick,
viel Zeit und der Wille zum Selbststudium waren natürlich die Voraussetzung.
Der AC1 bot als einer der ersten Computer der DDR privaten Anwendern die Möglichkeit
programmieren zu lernen. Natürlich waren die ersten Computerspiele auch eine faszinierende Sache.
Der sonst so "trockene" EDV-Unterricht in der Berufsausbildung,
der in der Regel ohne Computer stattfand, wurde durch den AC1 verständlich.
Auch mich befiel in dieser Zeit der Virus Mikrorechner und ließ mich bis heute nicht wieder los.
Durch den Aufbau des AC1 habe ich im wahrsten Sinne des Wortes jedes Bit "begriffen".
Aufbauend auf dieses Wissen konnte ich später meinen Berufswunsch verwirklichen.
Weil der AC1 ohne Vorbild konstruiert wurde war er leider nur zu sich selbst kompatibel.
Die Anwender hatten lange Zeit keinen Ansprechpartner außer den "Funkamateur". So verwirklichte
jeder seine eigenen Ideen. Dabei ging natürlich das einheitliche Hardwarekonzept verloren.
Erst mit dem Aufkommen der Computerclubs ( freiwillige Koordinatoren übernahmen Softwareverteilungen
und stellten Hardwareentwicklungen vor ) kam wieder Bewegung in die Sache. Es entstanden trotzdem
zwei Hauptentwicklungsrichtungen: das "Berliner Konzept" von Frank Heyder und das Konzept
des SCCH ( Studio Computer Club Halle )
in Anlehnung an den LLC2.
All diese Entwicklungen sollen hier dokumentiert werden.
Vergessen
werden auch nicht "neue schräge Ideen"
wie Realisierung im FPGA und Emulatoren...
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